Bertram Dickerhof SJ, November 2013
„Eigentlich” lädt die Adventszeit zu Besinnlichkeit ein: die lange Dunkelheit; das Jahr, das zu Ende geht; die verheißungsvollen Texte des Advents, –z.B. von den Schwertern, die zu Pflugscharen umgeschmiedet werden (Jes 2, 4) oder vom abgestorbenen Baumstumpf, aus dem ein neuer Trieb sprosst, und dann wohnt der Wolf beim Lamm, Kalb und Löwe weiden zusammen, – gehütet von einem kleinen Knaben (Jes 11,1.6). Und die Tannen, die grün sind und still und duften… . Wie das Jahr, so geht das Leben dahin – zugebracht womit? Ist tatsächlich alles, um dessentwillen wir rennen, das Rennen wert?
Lassen wir uns doch einladen, inne zu halten im Advent; sich täglich eine kleine Zeit zu nehmen, die nur einem selbst gehört und in der man den Menschen besucht, der ich bin, – so wie man einen lieben Freund oder eine liebe Freundin besuchen würde. In dieser Zeit höre ich mir ein wenig zu: spüre heraus, wie es mir geht, wie ich mich fühle, was mein Körper mir sagt, was ich möchte und was nicht. Ich verweile ein wenig bei mir, bei dem, was ich jeweils merke. Darüber nachdenken brauche ich nicht in dieser täglichen Viertelstunde. …
Wie kann ich das tun? Ich könnte dazu in eine Kirche gehen, ich könnte einen sehr langsamen Spaziergang durch einen Park in der Dämmerung machen oder, nicht so leicht, im Zug bei mir einkehren. Oder gibt es eventuell zu Hause eine Zeit und einen Sessel, wo ich allein und ungestört sein kann? …
Vielleicht will der/die Besuchte erst gar nicht öffnen. Er/Sie fürchtet, gestört zu werden. Oder, wenn ich mich doch empfange, bin ich kaum da und renne unruhig hin und her. Doch das verändert sich, wenn ich, der Besucher meiner selbst, einen Blick der Liebe und Annahme auf mich richte, gleich, wie ich mich vorfinde.…
Im Ernst: wenn ich selbst mir kaum begegnen kann, wie soll es jemand anderes können? Wie kann mir dann Weihnachten werden?