Petra Maria Hothum SND, August 2016
Erstmals hat im Ashram Jesu eine 16-tägige „Sommerauszeit” stattgefunden, die gerade zu Ende geht. Sie diente dazu, Erholung und Entspannung mit der Reise nach innen und der Einkehr bei sich selbst zu verbinden; zu leben in der Kraft des Bei-Sich-Selber-Seins, die den Ashram umgibt, mit dem Freiraum zur eigenen Gestaltung. Für über 20 Personen war dieses Angebot so attraktiv, dass sie daran teilgenommen haben. Manche kamen zu einem zweitägigen Hineinschnuppern in den Ashram, andere zu einem verlängerten Wochenende, wieder andere blieben fünf bis acht Tage, manche die gesamte Zeit und darüber hinaus als Teil 30tägiger Exerzitien. Wie es jeweils für sie passte, nutzten unsere Gäste die ihnen seitens des Ashram angebotene Struktur: täglich drei Meditationszeiten und gemeinsame Mahlzeiten am Morgen und Mittag und Selbstverpflegung aus der Ashram-Küche am Abend, wöchentlich zwei Gruppengespräche zur Meditationspraxis und den sonntäglichen Gottesdienst sowie die Möglichkeit von Einzelbegleitung.
Und wie wars? Wir meinen: gut! So gut, dass wir 2018 wieder eine Sommerauszeit anbieten wollen. Unsere Einschätzung wird bestätigt von den Teilnehmenden, die wir für den Newsletter um Rückmeldungen gebeten haben. (Eine Stimme steht jeweils stellvertretend für mehrere ähnliche): „Durchatmen nach einer aufregenden, intensiven Zeit der Suche nach meinem Element. In Stille sein dürfen, so wie ich gerade dastehe, mit allem, was in mir ist. Und endlich mal nicht reden müssen. Keinem erzählen müssen, wer ich bin, was ich mache, was ich habe. Und keiner stellt Fragen, auf die ich keine Antwort geben möchte. Wie gut das tut!” Wohltuend war die Freiheit, „der eigenen Spur, den notwendigen Bedürfnissen selbst folgen und den Tag gestalten zu können”. Und eine andere Stimme: „Alles hat Angebotsform. Ich fühle mich frei, eine Meditation auszulassen, um eine längere Wanderung durch die sonnendurchflutete, blühende Natur zu unternehmen, nehme mir Zeit, den Reihern bei der Jagd an den Fischteichen zuzusehen. Auf einem anderen Spaziergang genieße ich ein intensives Gespräch und freue mich dann, wieder in die Stille des Ashrams einzutauchen.”
Genau diese Freiheit stellte allerdings auch die Frage, „wie ich dieses Angebot gestalten könnte: Als Exerzitien? Oder mehr als Erholung? Oder beides? Wenn ja: so rum oder so rum? Bzw.: warum eigentlich scharf trennen? Wie wär’s denn mit ‚im Fluss’? – Genau so erlebe ich’s nun.” Eine weitere Herausforderung für alle, auch die Leitung, lag im steten Wechsel der Gruppe: fast jeden Tag Neuankünfte und Abschiede. Doch musste diese fließende Gruppe den eigenen Prozess nicht stören: „Ich bin dankbar, dass ich diese ganze Zeit hier sein darf und so zur Ruhe kommen, mich sammeln kann und einen intensiven Prozess erlebe. Es tut gut, dass einige ebenso kontinuierlich dabei sind, andere wechseln: die Abgereisten bleiben noch mit im Sinn, die Neuen werden erwartet; all das spielt sich gut ineinander ein, auch praktisch.” Trotz Wechsel und Schweigen hat man offenbar nicht nebeneinander her gelebt: „im wohltuenden Schweigen viele freundliche, liebevolle Gesten und Begegnungen erleben … mit einem Gast einen Spaziergang durch Felder und Wiesen machen, lachend und schwatzend.” (Auf dem Ashram-Gelände herrschte Schweigen.) Und ein anderer Gast spricht davon, „aufgehoben in der Gemeinschaft” zu sein. Und: „Es ist gut, dies alles zusammen mit den anderen zu erleben. Gemeinsam meditieren, essen, kleine Begegnungen. Froh, nicht allein diese Wunder zu sehen – hören – riechen – schmecken.”
Am Ende überwiegen Dankbarkeit und Freude, sich – vielleicht trotz mancher Bedenken – auf diese Auszeit eingelassen und körperliche und seelische Erholung erfahren zu haben: „Mit Furcht im Herzen kam ich hier an – in der Stille. Ein Meer von Zeit lag vor mir – was sollte diese Zeit bloß füllen? Dankbar verlasse ich heute diesen Ort und empfinde jeden Augenblick, der mir noch bleibt, als kostbar. Auf Wiedersehen!”