Bertram Dickerhof SJ, März 2022
Was soll man sagen in diesen unsicheren Zeiten, im Blick auf einen Krieg, in dem es einem immer wieder die Sprache verschlägt angesichts wachsender Gewalt, Eskalation und sinnloser Zerstörung, angesichts von unsäglichem Leid so vieler Menschen und auch angesichts der Unwägbarkeiten und weitreichen-den Konsequenzen auf so vielen verschiedenen Ebenen?
Nicht genug, dass Corona die Welt weiterhin im Griff hat, nicht genug mit immer gravierenderen Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels, die uns nahe rücken, nicht genug mit zunehmender Armut, Spaltung, Radikalisierung … in der Gesellschaft, nicht genug mit all den persönlichen Krisen und Schicksalsschlägen, die uns treffen können! – Nun auch das Kriegsgeschehen in der Ukraine, nicht weit von uns entfernt und mit Herausforderungen und Bedrohungspotential auch für unsere Lebenswirklichkeit.
Einmal mehr offenbart sich die Welt von ihrer verwundbaren, brüchigen Seite. Uns wird vor Augen geführt, wie schnell sich vermeintliche Sicherheiten als Illusion erweisen und erschüttert werden können. Unsere Vorstellung von der Selbstverständlichkeit eines Lebens in Freiheit, Frieden, Wohlergehen und Wohlstand wird empfindlich gestört, ja durchkreuzt.
In Verbindung mit dieser unsicheren Wirklichkeit gibt es viel Schlimmes, Ängstigendes, Unverständliches, Leidvolles … Es erwachsen tiefgreifende Fragen und Probleme, für die es keine schnellen Antworten und einfachen Lösungen geben kann, obwohl die Zeit drängt.
Neben alldem hat die Erschütterung von Sicher-Geglaubtem jedoch auch eine heilsame Seite. Sie zeigt die Grenzen der Machbarkeit auf und entlarvt falsche Ansprüchlichkeiten. Sie kann uns öffnen und lehren, das zu würdigen und wertzuschätzen, was zutiefst nicht selbstverständlich, was uns aber dennoch geschenkt ist. In diesem Zusammenhang hat mich vor einigen Tagen der folgende kleine Satz eines Prominenten an seine Fan-Gemeinde sehr hellhörig gemacht:
„Seid dankbar für jeden Tag, an dem ihr in Frieden leben dürft!”