Bertram Dickerhof SJ, November 2017
Die „virtuelle Meditationsgemeinschaft”, zu der ich in der Adventszeit einlade, besteht darin, durch eine tägliche Zeit des Innehaltens bewusst einen geistlichen Akzent zu setzen: 15 bis 30 Minuten des Sich-Niederlassens und Entspannens, des Atmens, des Sich-selber-Spürens und Verweilens bei dem, was dabei von sich selbst gespürt wird: der Mensch, der ich selber bin, gestattet sich für diese Zeit am Tag der Mensch zu sein, als den er sich vorfindet. Einfach nur sein, was ich im Moment bin, ohne nach Verbesserungen zu streben – in einer Haltung entspannter Wachsamkeit, die sich spürt – den Körper, Gefühle, Stimmungen, die geistige Verfasstheit – und zugleich offen ist für das Ganze. Kein Wächter kann seine Achtsamkeit nur auf einen kleinen Ausschnitt seiner Umgebung begrenzen, er bleibt offen für das Ganze. Das ist Lauschen, Hören auf Gott, und das ist es um so mehr, wenn ich mich wahrnehme mit dem Blick Christi: demütig und liebevoll. Wer das Bedürfnis dazu verspürt, kann Gott auch anreden mit dem, wobei er/sie hier und jetzt verweilt: z.B. „ich bin so traurig, Herr”.
Wenn die Teilnahme an der virtuellen Meditationsgemeinschaft nicht eine reine Sache der Disziplin werden soll, sondern eine Zeit geschenkter Zuwendung an sich selbst, dann empfiehlt es sich zu schauen, welche Termine, Erledigungen usw. minimiert und vielleicht sogar gestrichen werden können. Weniger! heißt die Devise.
Die „virtuelle Meditationsgemeinschaft” bildet zwar keine am selben Ort und zur selben Zeit zusammentretende Gruppe, aber eine solidarische Gemeinschaft von Menschen, die sich Innehalten gönnen. Der Einzelne weiß, dass etliche andere im Advent innehalten wie er selbst.